Interview mit Astrid Töpfner
Hallo Astrid, magst du dich mal vorstellen!
Hallo liebe Martina, vielen Dank für die Möglichkeit, mich hier vorzustellen! Mein Autorenname ist Astrid Töpfner, ich bin in der Schweiz geboren und aufgewachsen, habe aber dänische und österreichische Wurzeln und lebe nun bereits seit 2005 in Spanien. Zusammen mit meinem Mann, meinen beiden Söhnen und zwei Katzen. Ich bin ein klein wenig was über vierzig, was mich selber erstaunt, denn irgendwie habe ich seit Jahren immer das Gefühl, Ende zwanzig zu sein. Kennt das Gefühl sonst noch jemand? :)
Wie bist du zum schreiben gekommen?
Ich habe immer ganz gerne Aufsätze geschrieben in der Schule und während meiner Teenagerjahre habe ich ziemlich surrealistische Kurztexte geschrieben. So richtig angefangen, mich ernsthaft mit dem Schreiben zu beschäftigen habe ich nach dem Tod meiner Mutter vor dreizehn Jahren, als ich ein Mittel suchte, diese aufwühlenden Gefühle in mir drinnen zu kanalisieren.
Wann hast du dich dazu entschieden, deine Bücher eigenverantwortlich zu veröffentlichen?
Meine ersten zwei Romane sind bei einem Verlag erschienen, bei Tinte&Feder, 2018 und 2019. Aber dieses Jahr im Juli werde ich mein erstes Buch im Selfpublishing veröffentlichen.
"Wenn Schmetterlinge fliegen lernen" hat ja ein sehr intensives und auch wichtiges Thema. Wie bist du auf die Idee gekommen, dieses Thema in ein Buch einzuarbeiten?
Die Figur der Großmutter war als Bestandteil schon fest integriert, aber ich wusste noch nicht so recht, welche Bedeutung sie haben würde. Eines Tages traf ich mich mit einer Freundin und sie erzählte mir von ihrer Großmutter, die an Alzheimer erkrankt war. Sie hatte sie eben im Pflegeheim besucht und war so traurig, weil sie sie nicht erkannt hatte. Das hat mich sehr berührt und es hat einfach Klick gemacht. Darüber wollte ich schreiben. Wie man bei vollem Verstand sich selber verliert.
Magst du deine beiden Bücher "Wenn Schmetterlinge fliegen lernen" und "Wie Nebel in der Sonne" mal kurz vorstellen?
Gerne! Wie Nebel in der Sonne ist mein Debütroman, erschienen 2018. Er handelt von einer jungen Frau, Susanna, deren Mutter, ihre Bezugsperson, an Krebs stirbt. Um die Trauer verabeiten zu können, beschließt sie, die Urne in die Heimat der Mutter, nach Spanien zu bringen, und bei der Gelegenheit den verlorenen Kontakt zu ihrer Verwandschaft wieder aufzunehmen. Bei dem Roadtrip begleitet sie Mark, den sie am Abend vor der Abreise kennenlernt. Natürlich gibt es einige Turbulenzen, bevor sie überhaupt in Spanien ankommen, und auch dort macht es die Familie Susanna nicht leicht. Denn es gibt etwas, das sie nicht wusste über ihre Mutter. Und auch Mark hat ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt.
Wenn Schmetterlinge fliegen lernen erschien 2019. Die Protagonistin, Olivia, musste als Zehnjährige miterleben, wie ihre Eltern bei einem Unglück ums Leben kamen und wächst ungeliebt bei ihren Großeltern auf. Sobald sie kann, verlässt sie ihre Heimatstadt Zürich und reist rastlos durch die Welt und kehrt erst dann widerwillig zurück, als die Alzheimererkrankung ihrer Großmutter voranschreitet. Ein unerwarteter Anruf fordert sie auf, Antworten auf die Fragen zu suchen, die sie seit ihrer Kindheit verdrängt: Was ist damals geschehen beim Tod der Eltern und was hat es mit diesem seltenen Schmetterling zu tun, nach dem sie gesucht hatten? Olivia muss die Antworten finden, bevor ihre Großmutter vollkommen die Erinnerungen verliert. Helfen kann ihr dabei ihr Jugendfreund Tom. Vielleicht könnte er ihr sogar die Liebe geben, nach der sie überall sucht. Aber dafür muss sie den Mut finden, loszulassen, und fliegen zu lernen.
Beide Romane behandeln zwar schwierige Themen, weil ich gerne etwas tiefer grabe, herausfinden und zeigen möchte, wie unterschiedlich Menschen mit Gefühlen wie Trauer, Verlust oder Schuld umgehen und was für Auswirkungen sie haben. Und doch sind meine Geschichten auch immer geprägt von Liebe, Hoffnung und vor allem Mut. Denn ohne Mut gibt es keine Veränderung.
Du lebst ja in Spanien. Wie geht es dir da im Moment? Euch hat ja die Corona- Krise besonders hart getroffen.
Richtig. Wir haben seit Mitte März Hausarrest :). Eigentlich alles so wie bei euch in Deutschland, mit dem Unterschied, dass wir nur aus dem Haus dürfen um einzukaufen oder zum Arzt zu gehen. Nur Personen, die wirklich nicht von zuhause aus arbeiten können und deren Betrieb nicht stillgelegt werden kann, dürfen arbeiten gehen (von den systemrelevanten Berufen abgesehen, natürlich). Das heißt, keine Spaziergänge, kein Sport draußen, selbst wenn man Einkaufen fährt, muss man den Kassazettel vorweisen können, falls dich die Polizei kontrolliert. Wir leben in einer Wohnung mit einem kleinen Balkon, und es ist schon wirklich eine Herausforderung. Homeschooling, Homeoffice, als sportliche Betätigung rennen wir manchmal zwanzig Minuten um den Esszimmertisch. Zu viert. :)) Die Kinder sind zwar alt genug, dass sie den Grund verstehen, aber naja. Es sind jetzt doch schon vier Wochen und es wird schon gemunkelt, dass die Regierung bis Mitte Mai verlängern möchte.
Welche Tipps würdest du Nachwuchsautoren gerne mit auf den Weg geben?
Ich habe mich, als ich gerade erst beschlossen hatte, mich mit dem Schreiben zu beschäftigen, bei einem Schriftstellerforum angemeldet (falls ich hier dafür Werbung machen darf: www.dsfo.de). Dort kann man natürlich eigene Texte einstellen, um Feedback zu erhalten, aber man kann vorallem die Texte anderer lesen, kommentieren und diskutieren. Diese Arbeit am Text hat mir unglaublich viel geholfen, vieles zu verstehen. Perspektiven, Plot, Spannungsbogen, was auch immer. Natürlich kann und soll man auch Schreibratgeber lesen. Das eine ist halt Theorie, das andere Praxis. Man kann sich als Testleser anbieten. Und dann einfach schreiben. Schreiben, schreiben, schreiben. Und wenn man nicht mehr weiter weiss, bietet auch die book community auf Instagram mittlerweile viel Unterstützung.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, als du denen gesagt hast, dass du ein Buch veröffentlichen wirst?
Bei mir hat sich das sehr schleichend entwickelt. Als ich anfing, Wie Nebel in der Sonne zu schreiben, dachte ich selber noch nicht daran, dass das Buch überhaupt irgendjemand außer mir lesen würde. Erst, als ich fertig war, erwachte der Wunsch in mir, es zu veröffentlichen. Meine Familie hat gelassen darauf reagiert, meine engeren Freunde fanden es aufregend, und vielen mehr habe ich es gar nicht gesagt. Problematischer wurde es erst, als ich meinen Brotjob an den Nagel hängte, um mich komplett auf das Schreiben zu konzentrieren. Da habe ich sehr viel Zweifel zu spüren bekommen. Nur mein Mann hat mich dabei immer komplett unterstützt und langsam, langsam merkt auch meine restliche Familie, dass es mir wirklich ernst ist damit.
Wie wichtig sind für dich Social- Media?
Social Media ist in vielerlei Hinsicht wichtig für mich. Erstens lebe ich im Ausland, und auch wenn ich hier natürlich einen neuen Freundeskreis gefunden habe, habe ich immer noch viele Freunde in der Schweiz und in vielen anderen Ländern. Dank Social Media kann ich immer in Kontakt sein mit ihnen. Zweitens ist so ein Schriftstelleralltag natürlich von einem geprägt: Ich sitze (normalerweise) den ganzen Tag allein zuhause und schreibe. Dann mal kurz bei Instagram vorbeischauen, hier ein bisschen quatschen, dort einen Kommentar hinterlassen, das ist wie sonst die Kaffeepause in der Arbeit :). Auch wenn die Pause manchmal so etwas ausartet, weil kein Chef plötzlich reinplatzt! Und drittens ist es natürlich eine gute Plattform, um meine Bücher bekanntzumachen.
Wer sind literarisch gesehen deine Vorbilder?
Ich mag generell Autoren/Autorinnen, die eine besondere Sprache bedienen beim Schreiben, einen speziellen Schreibstil. Jennifer Clement zum Beispiel erweckt mit ihrer Art zu schreiben Bilder zum Leben, die man so schnell nicht wieder vergisst.
Welche Genres liest du am liebsten?
Ich lese fast ausschließlich zeitgenössische Romane und Romane, die im 20. Jahrhundert spielen. Gerne auch mal etwas anspruchsvoller, zwischendurch auch mal einen Thriller.
Nenne drei Autoren, die deiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen!
Da gibt es viel mehr als drei, wie soll ich da welche rauspicken? Mal schauen. Stefanie Hohn schreibt ganz wunderschöne Bücher, ich bin ein großer Fan ihres Schreibstils. Bei Antonia Vitz gibt's viel zu lachen, sie bringt auch bald ihr erstes Buch im Selfpublishing raus. Und Ina Nordmann schreibt sehr berührende Liebesromane.
Was möchtest du deinen Lesern noch mit auf den Weg geben?
Vor zwei Jahren noch hätte ich mir nicht gedacht, dass überhaupt irgendjemand ein Buch von mir lesen wollen würde. Hättet ihr meine Bücher nicht gekauft, wäre ich jetzt nicht hier, wo ich bin, kurz davor, meinen dritten Roman zu veröffentlichen, und mit etlichen fertiggeschriebenen Manuskripten in der Schublade, die auch nur darauf warten gedruckt zu werden. Ihr seid meine Motivation. Ich freue mich über jede einzelne Meinung von euch, für jede Rezension (denn die sind so wichtig für uns Autoren!), für jede Nachricht von euch, die mich erreicht. Vielen Dank für eure Unterstützung!
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